Der erste Eindruck #7 (25.03.2019)

10 Monate lang und 8000 km weit weg von zu Hause in einem fremden Land

Der erste Eindruck

Die Schüler, die vor und hinter mir in der Schlange standen waren auch Deutsche, da ich aber müde war und nur noch schlafen wollte, fing ich kein Gespräch an. Während die Schlange vor mir immer kürzer und kürzer wurde, schrieb ich mit meiner Austauschmutter über Whatsapp. Ich dachte ja, dass ich schon fertig war, als ich mein Gepäck hatte, deswegen schrieb ich ihr schon, dass ich gleich draußen bin. Naja, aus diesem "gleich" sind dann zwei Stunden geworden. Als ich dran war, musste ich meinen Reisepass vorzeigen und ich bekam wie jeder andere einen Zettel mit einer Nummer drauf. Ich dachte auch, dass in dem Raum, in dem ich war, meine Gastfamilie sei und wartete und ich versuchte sie mit meinen Augen zu finden, jedoch vergebens. Dann suchte ich mir einen Sitzplatz und wartete... Während ich wartete, wurden die Nummern von anderen Personen in den Raum gerufen. Jetzt bloß nicht blamieren war meine Devise. Ich wollte nicht rüber kommen, als könnte ich null Englisch, deswegen hörte ich sehr achtsam auf die Nummern und sprach meine Nummer auf englisch die ganze Zeit vor, einmal jedoch wollte ich zum Tresen gehen, da ich dachte, dass es meine Nummer sei. Nach 30 Minuten war ich dann auch dran und ich holte mir mein Visum ab. Nachdem dies dann auch endlich erledigt war, holte ich mir meinen Koffer wieder. Dann ging ich wieder zum Ausgang, wo ich Laura und Pawel verabschiedet hatte und wurde diesmal auch durchgelassen. So jetzt folgst du den Leuten vor dir, dann kommst du hier auch raus und verläufst dich nicht. Ich hatte aber erst mal meine ganzen Sachen wieder in Koffer und Rucksack gestopft, die restlichen Sachen die nicht reinpassten, trug ich dann einfach. Während ich also weiter lief, schrieb ich mit meiner Austauschmutter. Und ich kann euch sagen, mein Puls betrug gefühlt 160 Schläge/Minute. Ich war unglaublich aufgeregt, gerade bin ich alleine in einem fremden Land und werde gleich meiner Gastfamilie begegnen, die ich nicht wirklich kenne. Aber man muss sich seiner Angst stellen und das tat ich auch, es war ja auch nichts anderes möglich, haha, wieder zurück nach Deutschland geht es erst in zehn Monaten. Also auf geht es ins Abenteuer Kanada. Meine Gastmutter (Sakae), Japanerin, beschrieb mir ihr Outfit. Ich kannte schon wie sie vom Gesicht aussieht, aber es war schwer irgend wen zu erkennen in der Menge von Leuten. Manche Familien hatten Poster mit dem Namen von ihren Gastschülern drauf, manche standen nur da und nochmal andere saßen auf den Bänken. Und dann sah ich sie, Sakae, Rykiel und Stefanie, ihre zwei Töchter, sitzend auf den Bänken ihre Augen auf den Handy's fokussiert. Wie spreche ich sie an? Hello, I'm Chantal. Hi, are you Sakae? In meinem Kopf sammelten sich ein paar Ideen wie ich sie ansprechen konnte. Gewonnen hat dann: Hello I am Chantal, are you Sakae? Wieso bin ich nur so aufgeregt? Es ist doch einfach, gehe einfach auf sie zu und sag was. Ja, so einfach wäre es auch, wenn da nur nicht meine Angst vor dem Blamieren wäre. Also habe ich erst mal die Frage in meinem Kopf vorgesagt, bis ich einigermaßen sicher war. Dann sah Sakae auf und sah mich, dann auch Stefanie und Rykiel. Sie kamen auf mich zu und wir begrüßten uns. Stefanie, welche in meinem Alter ist, sah irgendwie nicht so erfreut aus mich zu sehen, Rykiel hingegen lächelte und meine Gastmutter fragte wie es mir ging: How are you? Noch in meiner vollen Aufregung musste ich überlegen, was ich darauf antworten soll. In der Schule gelernt haben wir, I am fine, also mir geht es gut. Das bekam ich dann auch ausgesprochen. Nach dem ersten Treffen ging es dann zum Ausgang. Am Auto angekommen, welches eine Freude in meinem Herzen ausbreitete, da es ein typisch amerikanischer Truck war, wollte Sakae mir helfen den Koffer auf die Ladefläche zu heben. Nachdem sie meinen 25 kg schweren Koffer versuchte anzuheben, natürlich mit meiner Hilfe, lachte sie nur und ließ wieder los, da sie es kraft mäßig nicht schaffte. Also hieb ich den Koffer dann alleine hoch. Dann stieg ich hinten ein, große lederbezogene Sitze, einfach traumhaft. Es war ein Dodge RAM 1.5 Liter. Es war witzig anzuschauen,  meine Gastmutter etwas kleiner und zierlicher und sie fuhr diesen großen Truck. Aber anders als der Stereotyp, dass Frauen nicht fahren können, beherrschte sie dieses große Auto. Auf dem Weg zum Wohnort, welches ich mir vorher schon auf Google Maps anschaute, stellten mir Sakae und Rykiel Fragen zu Deutschland, meinem Wohnort, ob ich müde bin und und und. Ich versuchte auch welche zu stellen, war aber so aufgeregt, dass das was aus meinem Mund kam nicht wirklich Englisch war. Irgendwie verstanden sie mich, auch wenn ich manchmal Fragen wiederholen musst. Nach gefühlten 45 Minuten fuhren wir eine steile Straße hoch und bogen dann links ab, da war es, es kam mir bekannt vor, das Grundstück welches ich vor ein paar Wochen auf Google Maps suchte. Das Haus, das ich für die nächsten zehn Monate mein Zuhause nennen werde. Da ich mir unsicher war, wie ich den Hunden entgegentreten sollte, fragte ich erst mal nach. Die Antwort war nur, einfach nicht beachten und weiter laufen. Okay, das klingt machbar. Erschöpft und ermüdet hob ich meinen Koffer wieder von der Ladefläche. In der Zeit öffnete einer von beiden Schwestern die Haustür und die beiden großen Hunde kamen aufgeregt und Schwanz wedelnd angerannt. Die Gartentür war aber wieder zu weswegen ich noch "sicher" war. Wie ich später merkte, hätte ich mir keine Sorgen machen brauchen. Beide waren lieb und auf keine Art und Weise aggressiv. Obwohl ich selber einen Wuffi und damit Erfahrung habe, trete ich allen Hunden skeptisch gegenüber, ich traue nur meinem eigenen Hund, da ich weiß wie sie bei verschiedenen Sachen reagiert. Leo, ein weißer Labrador war etwas zu viel gefüttert worden über die Jahre und Jasper ist ein ´schwarzer deutscher Schäferhund, der ein bisschen zu groß geraten ist. Ein kleines Hindernis war meinen Koffer erst mal durch das Gartentor, dann durch den Rosen-Durchgang und dann die 6 Treppen rauf zu bekommen und dabei die umher laufenden an mir schnupperten Hunde mit meinem Koffer aus dem Weg zu schieben. Die Eingangstür war gerade eben groß genug. Ich hatte das ganze ja schon mal in dem Frankreichaustausch von unserer Schule aus erlebt, das war aber trotzdem anders. Hier werde ich zirka 300 Tage leben und wenn es mir nicht so gut geht, wie Heimweh werde ich bis nächstes Jahr warten müssen. Den Gedanken sollt ich lieber zur Seite schieben, denn ich bin in Kanada, da sollte ich mich freuen. Ich bin dann einer meiner Austauschschwestern gefolgt, geradeaus und dann links abbiegen und am Ende des Gangs ist es schon. Großes Bett, darüber ein breites Fenster zum Schieben mit einer unglaublich tollen Aussicht, dazu später noch mehr. Natürlich testete ich das Bett als erstes, so bequem und gemütlich. Und da passierte es auch schon, als ich, müde und einfach k.o., so da lag, schlief ich ein und das um 18 Uhr kanadischer Zeit...

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