Wie fing alles an? #1

10 Monate lang und 8000 km weit weg von zu Hause in einem fremden Land

Wie fing alles an?


Ich bin gerade in Kanada, genauer gesagt in Vancouver/Burnaby. Ich habe mich für ein Auslandsjahr entschieden, die Geschichte hinter der Entscheidung ist aber eher untypisch. Das erste mal mit dem Thema Auslandsjahr wurde ich in der 9. Klasse konfrontiert. In Englisch haben wir angefangen, über die USA, Kanada und Australien zu reden. Was es dort alles Sehenswertes zu bestaunen gibt. Unsere Lehrerin hat mit uns über die Vor- und Nachteile über ein Auslandsjahr diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen einzigen Gedanken daran. Warum macht man das? Das kostet viel, man muss die Klasse wiederholen, man ist solange von Familie und Freunden weg. Warum also?!. Ja, das dachte ich. Anfang der 10. Klasse wurde das Thema nochmal hervor gerufen aber eher als Erinnerung, dass man sich rechtzeitig mit dem Thema Auslandsjahr beschäftigen solle, wegen dem Papierkram und der Organisierung. Ich war immer noch nicht überzeugt. 
Den ersten Gedanken ein Auslandsjahr zu bestreiten, hatte ich, als ich mit einer Lehrerin gesprochen hatte. Ich kenne sie gut und sie kennt mich gut. Als sie meinte, dass ich französisch im Abitur machen müsste, dachte ich, dass ich es umgehen könnte, wenn ich ein Jahr weg bin. Mein Jahrgang war der letzte mit dem alten Abitur, sozusagen mache ich meinen Abschluss mit einem anderen Abitur. Entweder ich bleibe absichtlich sitzen, oder halt ein Auslandsjahr. Dazu muss ich sagen, dass ich kein Ass in Sprachen bin, dass heißt, ich kann auch kein Englisch. Naja halbwegs,aber schlecht. Um in der Zukunft einen guten Beruf zu haben und den zu studieren, ist Englisch notwendig. Und wie lernt man eine Sprache besser, wenn nicht in einem Auslandsjahr. Schon zwei Vorteile, kein französisch und ich lerne Englisch. Zu diesem Zeitpunkt war es zu Hause nicht ganz einfach, es gab öfter Diskussionen und ich wollte nur meine Ruhe. So 8000 km weit weg von den Eltern ist da schon verlockend. 
Umso länger ich darüber nachgedacht hatte, desto mehr wollte ich eins machen. Also im Internet geschaut, wie das eigentlich funktioniert und was man alles machen muss. Bei der ersten Organisation musste ich ein Motivationsschreiben hinschicken. Das hat mich erstmal abgeschreckt. Nächsten Tag hatte ich meine Englisch Lehrerin angesprochen, ob sie mir helfen würde. In der Pause haben wir im Internet nach Stipendien gesucht. So ein Auslandsjahr ist ja nicht ganz billig, wie ich mittlerweile wusste. Bei den meisten musste man engagiert sein bei irgendwelchen Organisationen, z.B. politisch, sozial, künstlerisch. Ich war leider nichts davon. Bei manchen musste man Schreiben hinschicken, warum man ausgewählt werden sollte für ein Stipendium. Meine Eltern sind normal Verdiener, also in der Hinsicht kann ich kein Stipendium bekommen, oder Geld als Grund für Unterstützung angeben. Aber ehrlich gesagt waren die Stipendien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, im Gegensatz zur Summe, die ein Auslandsjahr kosten soll. Ich hatte mich schon damit angefreundet, mir Arbeit zu ersparen und mich für kein Stipendium zu bewerben. Das ist bis jetzt so geblieben. 
Jetzt musste nur noch eine Organisation gefunden werden. In einer Mittagspause erzählte mir eine Freundin, dass ihr Kumpel auch ein Auslandsjahr macht. Er hatte auch schon sein Gespräch mit der Organisation. Also habe ich mir alle Informationen geben lassen, die ich brauchte und habe den nächsten Tag gleich nach der Organisation gesucht. Sie war auf Platz 1 der besten Organisationen in Deutschland. Nachdem ich ein paar Informationen hatte, habe ich meine Eltern mit meiner Idee Bekanntschaft gemacht. Habe meine Gründe auf den Tisch gelegt, also das mit dem Abstand von ihnen, hatte ich weggelassen. Aber ich war überrascht, ich hätte eher ein klares NEIN erwartet. Tja so kann man sich irren. Meine Mutter meinte:"Ich möchte dir nicht im Weg stehen für deine spätere Zukunft." Sowas zu hören ist schön und es hat mich berührt, da ich eher von ihr ein Nein erwartet hatte. Mein Papa, der nicht emotionale Part unserer Familie hat nichts gesagt. Aber das Schweigen ist ja auch eine Antwort, nicht wahr? 
Okay, jetzt hatte ich die Erlaubnis, also bei der Organisation anmelden und gucken was passiert. Zu diesem Zeitpunkt war es Anfang der 10 Klasse, also noch reichlich Zeit. Ich musste aussuchen wo ich hin wollte. USA? Ne, da gehen alle hin. Neuseeland war mir zu teuer. In Island sprechen sie kein Englisch. England ist zu regnerisch und ich mag den Akzent nicht. Ich mag die Kälte, also entschied ich mich für Kanada. Ich dachte, dort wohnen nicht so viele, dort ist es kalt und es ist nicht so typisch für einen Austausch. Perfekt für mich. Wer kann schon behaupten, in Kanada auf eine Highschool gegangen zu sein. Ich konnte aussuchen zwischen Ortswahl und Schulwahl. Ich wollte meine Schule auswählen, da ich Sportarten machen wollte, die ich hier in Deutschland nicht machen kann. Ich entschied mich für die Westküste, da man an der Ostküste, Quebec, französisch spricht und ich liebe ja französisch, wissen wir ja. Also ganz weit weg von der Ostküste. 
Picture from www.britishcolumbia.com
British Columbia war mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Nie davon gehört. Im Internet habe ich dann mitbekommen, dass British Columbia, BC, die schönste Natur hatte, die ich je gesehen hatte. Vancouver war in BC die einzige Stadt, die ich auswählen konnte. Jetzt mal ehrlich, eine Großstadt gleich am Meer, dazu die bezaubernde Natur gleich um die Ecke und Kälte. Einfach ein Traum. 

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