Frankfurt am Main-Vancouver #5 (16.02.2019)

10 Monate lang und 8000 km weit weg von zu Hause in einem fremden Land

Frankfurt am Main-Vancouver

Zu dritt haben wir es uns so gemütlich gemacht wie möglich. Alles sortiert und verstaut, unter den Sitzen, an den Vordersitzen und wo noch Platz war. Das Flugzeug war schon gut mit Passagieren gefüllt, als wir es betraten und unser Abteil war voll mit anderen Austauschschülern, die auch nach Vancouver flogen. Als wir dann warteten, fragte uns eine Frau, ob wir richtig säßen. Natürlich saßen wir richtig und wir fragten sie dann, ob sie im richtigen Abteil sei. Das war sie und ihr Flugticket war auch für den mittleren Sitz gebucht. Daraufhin baten wir dann eine Flugbegleiterin um Hilfe, nach ein paar Minuten ging sie mit der Passagierin in ein anderes Abteil und hatte ihr bestimmt dort einen Sitzplatz angeboten. Ich habe mich dann Mental auf den zehn Stunden Flug vorbereitet, solange verbrachte ich nur auf Autoreisen und da kann man ja wenigstens noch Pausen machen und sich seine Beine vertreten. Im Flugzeug gestaltet sich dies ein bisschen schwer und man fliegt ja zehn Stunden am Stück ohne "Pause". So langsam wurden die Turbinen angeschmissen...nicht mehr lange, bis zum zweiten Start an diesem Tag. Und dann fingen wir auch schon an zu rollen. In einem schönen Tempo ging es zur Landebahn. Achso, die Sitze waren diesmal gepolstert und entsprachen meinen Vorstellungen von einem Flugzeugsitz. Das Tempo erhöhte sich langsam und ich wusste: Yeah, mein Magen wird sich gleich wieder freuen. Der Druck auf meinem Bauch hat sich diesmal viel schlimmer als beim ersten Start angefühlt. Meinem Gesicht aus zu urteilen, hatte ich wieder große Angst und ich versucht sie wegzuatmen, so wie man Schmerzen "wegatmet". Meine Hände krallten sich die gut gepolsterten Armlehnen vom Sitz. Dann waren wir auch schon in der Luft, auf geht's nach Kanada. Als wir dann auf der richtigen Höhe waren, wurden die Bildschirme, die jeder am Vordersitz hatte, eingeschaltet. Ich wusste vorher nicht, dass man Filme zwischendurch schauen kann, oder Musik hören kann. Ich hatte mir am Abend vorher Musik auf mein Handy geladen und ausgerechnet, dass wenn ich die Playlist zehn mal gehört hätte,  ich schon in Vancouver wäre. Dummerweise habe ich alle Lieder gelöscht, als ich auf der Autofahrt versuchte, diese in einen anderen Ordner zu packen. Eigene Dummheit, naja, dann musste ich mich halt durch die Filme, Musik und Gesprächen mit Laura und Pawel unterhalten. War auch nicht so schlecht. Die Musik hat mich leider nicht angesprochen, dafür aber ein paar Filme. RAMPAGE war ein Film, den sie angeboten haben, den habe ich auch geschaut.
Nach ein paar Stündchen kam auch schon das erste Essen, Pasta, ein kleiner Salat, ein Brötchen mit verschiedenen Aufstrichen und einem Mandarinenkuchenstück. Über den Geschmack konnte ich mich nicht beschweren. Dann ging es wieder mit den Filmen weiter. Zwischendurch habe ich mir immer wieder am Bildschirm angeschaut, wo wir gerade sind. Als wir über Grönland waren, war ich ein bisschen beruhigt, denn wenn wir abstürzen, dann wenigstens auf dem Boden und nicht im Wasser.
Die Aussicht war traumhaft schön, mit der Hilfe meiner Sonnenbrille konnte ich Teile der Landschaft sehen, wie Berge, die vollgeschneit waren. Natürlich wurden davon Bilder geschossen. Das Unpraktische war unsere Sitzordnung, denn die, die oft auf Toilette musste, saß am Fenster. Irgendwo über Grönland gab es auch die ersten kleinen Turbulenzen, wobei mir mein Herz in die Hose rutschte, es wurde auch nicht besser, als mir Pawel erklärte, dass man bei Turbulenzen um einige hundert Meter nach unten "fällt". Ich dachte wir stürzen ab. Aber nach ein paar weiteren Turbulenzen, legte ich den Gedanken ans Abstürzen ab. Der Snack war ein Kit Kat New York Cheesecake Riegel. Eine Frau gab mir netterweise ihren Riegel, da wir ihr vorher mit einer Sache geholfen haben. Also eigentlich hat Pawel ihr geholfen, habe aber sehr gerne das Dankeschön angenommen. Während das Abendbrot ausgeteilt wurde, waren wir schon über Kanada, aber erst an der Ostküste. Ich entschied mich für Hähnchen mit Gemüse und Kartoffeln mit Soße. Der Knüller war es nicht, das Gemüse hat etwas komisch geschmeckt.
Die niedrigste Temperatur, die wir zwischendurch erreichten, waren zirka -57/-59 Grad Celsius. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr. Dann irgendwann waren wir nicht mehr weit von Vancouver entfernt, nur noch 30 Minuten. Die Landschaft, die man schon sehen konnte war unglaublich schön, es waren nur sehr viele Berge mit Schnee überzogen, aber das mag ich selbst schon an einer Landschaft. Die letzten Minuten vor dem Landen redeten wir zu dritt darüber, wie aufgeregt wir sind und was wir denken, wie die Gastfamilien sind. Ich hatte wegen meinem schlechten Englisch Angst, mich nicht ausdrücken zu können und keinen Satz auf die Reihe zu bekommen. Dann wurden die Bildschirme auf den Homebildschirm gesetzt und man konnte sehen, auf welcher Höhe wir sind und wir mussten uns anschnallen. 
Dann ging es auch schon langsam nach unten Richtung Boden. Ich war wieder in meiner angespannten Haltung und bereit für die Landung. Irgendwer meinte es mit mir heute nicht gut, denn es ging wieder steil nach oben. Wir mussten nochmal eine Runde fliegen, da ein anderes Flugzeug schneller war als wir. Also das ganze Prozedere nochmal. Schlimmer konnte es für mich nicht sein. Da musste ich aber irgendwie durch. Beim zweiten Versuch klappte es dann zum Glück mit dem Landen. Endlich, Hallo Vancouver. Es regnete leicht, als wir zu unserem Gate rollten. So... alle Sachen wieder anziehen, das was verstaut wurde wieder rauskramen und bereit machen, für das Aussteigen. Falls ihr wissen wollt, ob ich geschlafen habe: Nein. Vielleicht bin ich mal für zehn Minuten eingenickt, als ich mich in die Decke von Lufthansa murmelte und das Kissen als Nackenstütze nahm. Ich war müde und k.o. . Drei Stunden Schlaf, die ich als letztes in meinem Bett hatte, waren alles an Schlaf, was ich bekam. Wir warteten bis die meisten Passagiere aus dem Flugzeug waren, bis wir uns von unseren Sitzen zum Ausgang begaben. Wieder zu laufen war komisch. Dann saßen wir uns erstmal im Flughafen auf die erste Bank, die wir sahen. Ich beantwortete Whatsapp Nachrichten und schrieb vielen, dass ich angekommen bin. Nach einer Weile bat uns eine Flughafenmitarbeiterin aufzustehen und den anderen Passagieren zu folgen. 

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